4. April 2017 | 🕑 Lesezeit: 4 Minuten
Alles finanzieren. Geht doch so einfach.
Die Konsumtempel von Mediamarkt, Otto & Co. versprechen die sofortige Erfüllung von Wünschen, egal ob das nötige Geld gerade vorhanden ist oder nicht. Das ist für viele Menschen verlockend und eigentlich spricht auch nichts dagegen, statt einer Barzahlung oder Einmalzahlung einmal eine günstige Null-Prozent-Finanzierung in Anspruch zu nehmen.
Das Problem ist nur, dass viele Menschen der Verführung erliegen, etwas anzuschaffen, was sie sich bei genauer Übersicht gar nicht mehr leisten können. Leider sind auch die Händler, Versandhäuser und Internetshops bzw. die angeschlossenen Finanzdienstleister und Banken häufig zu "großzügig" bei der Vergabe von entsprechenden (Klein-)Krediten.
Schuldenfalle Finanzierung
Der Erwerb eines Gegenstands durch Finanzierung ist nicht per se negativ einzuschätzen. In manchen Fällen macht eine Finanzierung Sinn. Wer zum Beispiel ein Auto kauft und weiß, dass er es wahrscheinlich nicht für immer behalten will, kann eine hohe Schlussrate der Finanzierung festsetzen und zum Beispiel nach vier Jahren nimmt dem Händler das Auto bei gutem Zustand zurück, wenn man sich gegen das Fortführen entscheidet.

Gefährlich wird es mit dem Finanzieren dann, wenn viele kleinere Anschaffungen über Ratenzahlungen und Finanzierungsangebote gekauft werden.
Kleine Beträge summieren sich schnell zu einer monatlichen Ratenhöhe, die der Kunde bei plötzlich eintretender Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit, Krankheit oder Scheidung nicht mehr tragen kann. Manchmal reicht auch nur eine außergewöhnlich hohe Nachzahlung z.B. der Mietnebenkosten, um das gesamte Finanzierungsgerüst zu bedrohen oder gar zum Einsturz zu bringen.
Wer Einnahmen und Ausgaben inklusive Raten zu eng bemisst, muss plötzlich auf den teureren Dispo-Kredit ausweichen, durch Mahnungen zusätzliche Bearbeitungsgebühren zahlen oder steht am Ende gar vor dem Folgen einer Kreditkündigung. Zinsen und Inkassokosten beschleunigen den Abwärtsstrudel zusätzlich.
Wenn dieser Stein erst einmal ins Rollen gekommen ist, kann ganz schnell eine gefährliche Überschuldungssituation eintreten.
Zu viel finanzieren und die Sache mit der Disziplin
Leider sind diese Entwicklungen in unserer Kanzleipraxis durchaus nicht selten anzutreffen. Die "Schuld für die Schulden" alleine dem Verbraucher oder den werbetreibenden Unternehmen in die Schuhe zu schieben wäre allerdings viel zu einfach. Für eine solide private Haushaltsführung brauchen Verbraucher vor allem Disziplin, ein bisschen Ordnung, einen Taschenrechner und Schulkenntnisse der Grundrechenarten.

Und was den Punkt der Disziplin so schwer macht, sind heutzutage gängige Werbe- und Konsumpraktiken. Durch sie werden die Menschen an jeder Ecke ihres Daseins mit Kaufimpulsen der Werbung gelockt, mit Niedrigzinsen geködert und mit provisionsinteressierten Verkäufern konfrontiert. Manch einer verliert dabei leider die Kontrolle, Übersicht und eben die Selbstdisziplin. Besonders jüngere Leute lassen sich einmal mehr Online dazu verleiten, doch kurz den einen Klick oder Touch auf dem Smartphone zu machen. Es geht doch so einfach.
Hinzu kommt, dass Banken es einem mittlerweile immer leichter, an schnelles Geld zu kommen. Es gibt "Wie-für-mich-gemacht" Kredite, die mal ausgesetzt werden können, falls der Wunsch nach einem riesigen Grill - wie in der Werbung zu sehen - so groß ist, dass man ihn unbedingt erfüllen muss, aber das Geld eigentlich nicht reicht. Und sich bei mehreren Banken Kreditkarten mit Kreditrahmen zu besorgen, ist auch nicht schwer.
Barzahlung vorziehen
Früher konnte man als Sparfuchs bei Barzahlung oft einen Rabatt aushandeln. Das geht heute auch wegen Online-Bankings kaum mehr. Trotzdem helfen Barzahlungen, weil man nicht so schnell den Überblick verliert.
Ein weiteres Plus für Barzahlungen: Man muss seine Personendaten nicht entblößen oder sich durch das Kleingedruckte von Kreditregeln wühlen.
Insbesondere wer von sich weiß, dass er gerne mal einer Versuchung unterliegt, sollte beim Besuch des Elektromarkts oder ähnlichem die Kreditkarte oder EC-Karte zu Hause lassen und stattdessen nur das Bargeld ins Portemonnaie stecken, was wirklich ausgegeben werden kann.
Aber letzten Endes hat auch dies mit Selbstdisziplin zu tun.
