22. Oktober 2019 | 🕑 Lesezeit: 6 Minuten
Schulden nach dem Studium
Endlich den Studienabschluss in der Tasche und bereit fürs Berufsleben. Und vor allem: Endlich Geld verdienen! Nur bleibt bei vielen Studenten kaum etwas bis nichts von den ersten Gehältern übrig, da Studienkredite, Bafög oder andere Darlehen zurückgezahlt werden müssen.
Sie waren Student und haben wegen Ihres Studiums oder wegen Krediten nun eine zu hohe monatliche Belastung? Dann springen Sie direkt zum Abschnitt "Auch Schulden nach dem Studium können außergerichtlich reguliert werden".
Studieren ist mit Kosten verbunden
Wer lernen will muss blechen. Je nach Bundesland, privater oder staatlicher Hochschule oder Universität und Studiengang unterschiedlich viel.
In manchen Bundesländern gibt es Studiengebühren und selbst ohne solche kommen der Semesterbeitrag, Kosten für Wohnung, Bahn-Karte, Bücher, Laptop und Co. dazu. Dabei haben Vollzeitstudenten ohne duales Studium entweder keinen Nebenjob oder einen Minijob und somit wenn überhaupt rund 450 € im Monat zur Verfügung. Das diese Rechnung nicht aufgeht, wird auf den ersten Blick klar.
Wo also das Geld für das ersehnte Studium herbekommen?
Können die Eltern das Studium nicht oder nicht komplett finanzieren, muss das Geld geliehen werden. Bafög ist die wohl bekannteste Variante. Aber auch die staatlich geförderte Kfw Bank bietet Studienkredite ebenso wie die Bildungsförderung des Bundes.
Zusätzlich bietet jede Bank oder Sparkasse Studienkredite an. Es gibt sogar Kredite und Kreditkarten extra für Auslandssemester.
Da sich nicht jeder bei der Wahl des ersten Studiengangs richtig entscheidet, wird oft auch nach einigen Semestern abgebrochen und der Studiengang gewechselt. Oder nach dem Bachelor soll der Master folgen. Das heißt zum einen: Man ist länger Student ohne über den Minijob hinausgehendes Einkommen und zum anderen muss auch das zweite Studium finanziert werden.
Hürde Jobsuche
Den Studienabschluss in der Tasche soll sich die harte Arbeit nun auszahlen und ein Job her. Leider verläuft die Jobsuche nicht immer so, wie man sich das vorstellt. Keine offenen Junior-Stellen für das gewünschte Berufsfeld, viel niedrigere Gehaltszahlungen als erwartet, Arbeitszeiten die nicht mit dem Hobby vereinbar sind, befristete Arbeitsverträge, Teilzeitstellen oder erst einmal ein Jahr Trainee sein bevor eine volle Stelle besetzt werden kann.
Kein Wunder, dass nicht jeder direkt nach dem Studienabschluss einen Arbeitsplatz findet, mit dem Studienkredite abbezahlt und gleichzeitig Kosten für Wohnung und Transport sowie die sonstigen Ausgaben gedeckt werden können.
Selbst mit Arbeitsplatz drücken die Schulden
Je nach Art des Studiums fällt das Einstiegsgehalt für Absolventen insbesondere ohne Berufserfahrung nicht immer üppig aus. Man muss sich zunächst beweisen und kann sich zwar von Jahr zu Jahr gehaltstechnisch steigern, jedoch stehen gerade zu Beginn des Arbeitslebens größere Ausgaben an.
Nach dem Studium wollen viele raus aus der WG und in die eigene Wohnung ziehen. Mit dem ersten Job möchte man sich auch mal etwas leisten können und Freunde und Familie einladen. Wenn jedoch zu viel vom Einkommen für Ratenzahlungen draufgeht, müssen schnell mal Kreditkarte oder Dispo beansprucht werden.
Mal ins Minus zu gelangen ist kein Beinbruch. Seien Sie jedoch vorsichtig. Durch die hohen Zinsen kann sich dies schneller als einem lieb ist als Schuldenfalle entpuppen. Wer regelmäßig in die roten Zahlen gelangt, sollte in den sauren Apfel beißen und seine Einnahmen im Verhältnis zu den Ausgaben prüfen oder prüfen lassen.
Auch Schulden nach dem Studium können außergerichtlich reguliert werden
Wer im Vorfeld bei der Wahl des Studiendarlehens gut recherchiert und verglichen hat, kann die Schulden nach dem Studium so gering wie möglich halten.
Bereits bei der Wahl des Studienkredits zunächst prüfen, ob Bafög in Frage kommt. Anschließend die Studienkredite und Bildungsförderung des Bundes oder der staatlich geförderten Kfw Bank prüfen. Diese haben meist einen niedrigeren Zinssatz und günstigere Rückzahlungskonditionen als Banken oder Sparkassen.
Egal ob staatlich gefördert oder nicht: Der Kreditgeber erwartet nach Abschluss des Studiums die Rückzahlung oder eben teilweise Rückzahlung des Darlehens. Bei Bafög zum Beispiel müssen in der Regel nur 50% zurückgezahlt werden - aber auch diese muss man nach dem Studium erst einmal aufbringen können.
Wenn der Job ausbleibt oder lediglich eine Traineestelle mit geringer Entlohnung angenommen wurde, kann es schnell passieren, dass eine Situation der Überschuldung entsteht. Das bedeutet, die monatliche Belastung mit Miete, Raten der Kredite und weiteren Ausgaben ist zu hoch und kann nicht durch die Einnahmen gedeckt werden.
In solchen Fällen ist eine mögliche Lösung die außergerichtliche Einigung mit den Gläubigern. Das können sowohl staatlich geförderte Verbindlichkeiten sein als auch Studienkredite von Banken oder Sparkassen. Beide Arten von Gläubigern können in eine außergerichtliche Schuldenregulierung aufgenommen werden.
Eine finanzielle Schieflage kann jedem passieren und ist nichts, wofür man sich schämen muss. Auch nicht als Akademiker. Denn das hat rein gar nichts mit Intelligenz oder Bildungsniveau zu tun. Überwinden Sie die Angst oder Scham, Ihre Schulden zuzugeben und wenden Sie sich an eine Schuldnerberatung (achten Sie darauf, dass es sich um einen Anwalt oder eine öffentliche Stelle wie Caritas, Diakonie, AWO oder des Deutschen Roten Kreuzes handelt und nicht um eine gewerbliche Schuldnerberatung).
Es lohnt sich, Schulden loszuwerden. Denn gleichzeitig fallen Stress und Druck weg, da Inkassobriefe, Mahnschreiben, Gläubigeranrufe und Co. an die beauftragte Schuldnerberatung weitergegeben werden können. Zusätzlich handelt es sich bei der außergerichtlichen Einigung um ein diskretes Verfahren, das anders als die Privatinsolvenz nicht öffentlich gemacht wird.
Je früher das finanzielle Ungleichgewicht erkannt wird und professionelle Hilfe in Anspruch genommen wird, desto schneller und erfolgreicher verläuft meist die außergerichtliche Schuldenregulierung.